Auch wenn ich meine Empfindungen schon in mein Erfolgstagebuch geschrieben habe, will diese gigantische Wut nicht weichen. Also folge ich einem Impuls und schreibe hier weiter. Es muss raus. Ich habe noch nie eine solche Wut gespürt. Ich kenne Wut mittlerweile sehr gut, ich liebe das Gefühl. Aber so stark habe ich sie noch nicht empfunden. Das Schreiben hilft mir so gut wie immer, diesmal will aber kein Gedicht entstehen. Rauslassen, fließen lassen.
Ich habe meinen Mitbewohner vorhin "erwischt", wie er einer fast nackten Frau übers Handy schrieb. Mir ist völlig unbegreiflich, warum er das macht, während ich ihn dabei gut sehen kann. Er ist viel unterwegs, wir haben zwei völlig unterschiedliche Biorhythmen. Warum er das vorhin so offensichtlich gemacht hat, weiß ich nicht.
Wir hatten im November 2020 schonmal einen Beziehungsversuch. Es kachelte völlig auseinander. Er war es, der den rechtlichen Rahmen für meine Seite ermöglichte. Um den Schmerz damals zu verarbeiten, fing ich ab Dezember 2020 mit dem Schreiben an. Es sollten sporadische Nachrichten in den Monaten darauf folgen; er redete fast nur von sich. Darauf hatte ich keine Lust mehr. Ich wollte mich so nicht mehr behandeln lassen.
Tja... Und dann fand ich ja letztes Jahr keine Wohnung oder ähnliches. Es war wie verhext. Und irgendwann war mir klar: Ich brauche Hilfe. Viele Optionen hatte ich nicht, also schrieb ich ihm. Es ist........schwierig. Von der ersten Woche an. Hinzu kommt mein derart niedriges Energielevel momentan. Und das Hartz 4. Es ist eine echte Scheißsituation. Wo zum Kuckuck soll ich hin? Straße, Familie...? Die Option mit ihm ist ja nun futsch. Ich brauche Internet und Ruhe.... Das muss doch irgendwie gehen........ Wenn ich noch Erspartes hätte, würde ich es ja erstmal mit einem Hotel versuchen. Aber da ist kein Erspartes.
Er widert mich an. Und das sagte ich ihm vorhin auch. Ich konnte die Beschimpfungen nicht zurückhalten. Er redet fast pausenlos von sich; tut so, als wäre er der Größte - ich nehme ihn anders wahr; er hat Angst vor Konflikten; er zupft sich ständig Haare heraus; labert mich voll, wie schüchtern er doch eigentlich ist; und ständig macht er mir gegenüber irgendwelche Andeutungen... Und ich blöde Nuss habe ihm in letzten Wochen bei vielen kleineren und größeren Problemen geholfen. Er hat richtig Geld durch mich gespart. Glaube mir, nach allem, was ich erlebt habe, komme ich mir reichlich dumm beim Schreiben vor. Ich ärgere mich massiv über mich selbst. Ich war ja nicht blauäugig, bekam mit, dass er viel lügt. Aber wie das im Alltag halt so ist - Man redet miteinander, geht zusammen einkaufen, ich kann dann nicht durchgängig so tun, als wäre er nicht da.
Und kaum ist der letzte Streit abgeklungen, da kommt dieser Brocken. Sitzt keine zwei Meter von mir entfernt und kann plötzlich ellenlange Texte ins Handy klimpern. Erzählt mir, wie wichtig ihm Natürlichkeit wäre... bla bla bla. Und guckt sich dann ein Bild mit riesigen Frauenbrüsten an. Warum? Liebe Männer da draußen, was heißt das? Warum benimmt Mann sich so? Ständig versucht er mich eifersüchtig zu machen, das kannte ich vom November 2020 schon. Mir ist das Verhalten völlig schleierhaft. Ich finde das so verlogen und feige. Nach außen hin so tun, als hätte man(n) den größten Penis (sorry, ich muss das einfach mal so deutlich loswerden), aber dann so mutlos und rückgratlos sein. Was soll denn das?
Zu Weihnachten hatte ich ihm unter anderem eine Karte geschenkt, auf der stand: Die Welt ist schön, weil du mit drauf bist. Er hat mir so geholfen und dann ständig dieses unberechenbare Verhalten. Ich habe die Karte vorhin zerrissen. Es tat gut. Und noch einige andere Dinge, die ich an den Kühlschrank gepinnt hatte. Unseren Chatverlauf auf Signal habe ich gelöscht, ebenso seine (vielen) Anrufe. Auf Instagram habe ich die kleine Bilderserie gelöscht, die ihn vor einigen Tagen bei meiner Laptop-Reparatur zeigte. Letzten September schoss mir eines abends mal völlig unvermittelt durch den Kopf: "Er spielt in deinem Leben keine Rolle mehr." Ein brutaler Satz, den ich lange nicht verarbeiten konnte. Aber ich habe gelernt, gegen solche Eingebungen nicht mehr anzukämpfen.
Ja liebes Leben, dann schick mich bitte aber auch weiter. Ich fühle mich momentan wie ein Stück Holz, dass sich am Flussufer verkantet hat. Solche Momente sind scheiße. Ich bin die Letzte, die zögert, wenn sich ein Zeichen meldet. Meinen Mut kenne ich mittlerweile. Aber.da.ist.kein.Zeichen. Da ist einfach kein Zeichen.
Wie ignoriert man einen Menschen, den man nicht mehr erträgt? Ich mag das Wort "Energieräuber" oder ähnliches überhaupt nicht. Hier wird meine Haltung momentan aber auf eine Probe gestellt.
Puuuh..... Naja, die Wut hat zumindest ein wenig nachgelassen. Und jetzt? Text veröffentlichen, "Herr der Ringe" gucken, Wein trinken. Und tief abspeichern, dass mir ein solcher Mann nicht nochmal in mein Leben kommt.
Kommentar schreiben
Kirsten (Donnerstag, 31 März 2022 22:35)
Lieber Stephan,
wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten würden, würde ich dich jetzt ansehen und dann würde mein Lächeln immer breiter werden ;-).
Ich weiß natürlich, dass du mir auf meine Empfindungen antwortest. Doch ich drehe jetzt mal ganz frech den Spieß um ;-). Ich unterstelle dir etwas. Ich kann völlig daneben liegen und wenn ich das tue, darfst du mir hochoffiziell Stümperei attestieren und ich verspreche, dass ich den Kommentar auch veröffentlichen werde ;-).
Ich glaube ein bisschen, dass es dir schwerfällt, Gefühlen Raum zu geben. Wut, Hass, Verzweiflung, wie in meinem Fall vor 2 Tagen. Gefühle, so heftig sie situationsbedingt sein mögen, da sein zu lassen. Nicht gleich eine Lösung zu haben. Die Lösung kommt dann schon, in welcher Form auch immer.
Wie weit daneben liege ich? ;-)
Herzlicher Gruß
Kirsten
Kirsten (Freitag, 01 April 2022 01:33)
Ja, ich kann dich gut verstehen. Mich berührt sehr, wie offen du darüber schreiben kannst. Das ist so viel wert. Und genau deshalb schreibe ich über meine Gefühle. Wenn die Gefühle zu stark werden, schreibe ich. Besser als auf eine Bühne zu rennen und jemanden zu ohrfeigen (ich mag Will Smith sehr gern!).
Es gibt viele dunkle Themen und Lebensfacetten, vor denen wir Angst haben. Familientragödien, Amokläufe, eskalierende Nachbarschaftsstreits, Eifersuchtsdramen. Was ist, wenn sich berechtigte Gefühle wie Wut und Hass nicht ihren Botschaften entsprechend ("Grenze!" und "Abstand") umsetzen lassen? Wenn daraus Verachtung entsteht? Wenn Aggressionen aufgrund verinnerlichter Glaubenssätze wie "Ich darf nicht wütend sein" oder "Ich muss artig sein" etc. nicht ausgedrückt werden? Wenn man sich niemandem so wirklich anvertrauen kann, weil all diese Gefühle noch immer als negativ gelten?
Die einen richten ihre Aggressionen nach außen, andere nach innen - gegen sich selbst. Das gilt auch für Verzweiflung.
Es ist Schwerstarbeit, sich seinen Gefühlen zu stellen und allmählich bewusst das Fühlen zu lernen. Weil man sich dabei durch so viel Schmerz aufgrund all der unerfüllten Bedürfnisse durcharbeiten muss. Das sind die ungeöffneten Kisten. Und es hat ja seine Gründe, weshalb wir diese Kisten so weit wie möglich ins Dunkle stellen wollen. Am liebsten wollen wir sie vergessen. Oder sie sollen sich einfach gleich auflösen. Aber das geht nicht. Denn sie sind ein Teil von uns.
Für mich ist das Tragische an der ganzen Sache, dass das Fühlen eigentlich etwas völlig Natürliches ist. Geschlechtsunabhängig. Wie das Atmen und Verdauen. Theoretisch lernen wir von unseren Eltern, wie das geht - bewusstes Fühlen. Eltern, die unsere Bedürfnisse wahrnehmen und uns beibringen, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen können. Eltern, die wiederum fühlen und ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und für sie einstehen können. Und dann bei Wutausbrüchen etc. ruhig bleiben. Super wäre natürlich, wenn das auch Erzieher, Lehrer, Trainer etc. können.
Ja - theoretisch.
Was ich damit sagen will: Indem du dich diesen Kisten stellst, leistest du nach meinem Verständnis wirklich Schwerstarbeit. Du tust etwas, was mein Mitbewohner nicht macht. Und ja: Er muss das auch nicht machen, ich weiß ;-). Aber ich weiß ja aus eigener Erfahrung, wie viel Gutes entstehen kann, wenn man lernt, sich seinen Gefühlen zu stellen.
Bleib dran, lieber Stephan. So weh es auch manchmal tut.
Unbekannter (Donnerstag, 07 April 2022 06:10)
Liebe Kirsten,
Bitte nachfolgendes nur lesen, wenn du gut drauf bist, ich spare dieses Mal mit Aufmunterung und maße mir viel an. Vielleicht überlegst du auch vor dem Freischalten noch etwas länger :-)
Innerhalb des Leuchtturms ist es am dunkelsten. Will sagen, indem du dein Bewusstsein und deine analytischen Fertigkeiten auf andere lenkst, kannst und musst du nicht auf dich selbst blicken. Das mache ich in diesem Moment auch :-) Weil es situationsbedingt gut sein kann, nicht zu sehr zu grübeln und weil wir nicht der Mittelpunkt und Grund alles Guten und Schlechten der Welt sind.
Wenn du über einen längeren Zeitraum sehr starke Gefühle empfindest- und damit meine ich nicht mal die Wut, sondern auch so etwas wie Ekel oder Abscheu, dann ist es besser, die Seile zu kappen. In dieser zwischenmenschlichen Beziehung folgt nichts gutes- das hast du in den Kommentaren schon festgestellt (Verachtung). Über die Gründe kann man später sinnieren, aber die Konsequenz für dich bleibt dieselbe.
Jetzt folgt jedoch die Schwierigkeit und der Grund, warum mein Kommentar dieses Mal anmaßend ist: wir nehmen das Leben und die Welt um uns je nach Persönlichkeit und seelischer Verfassung anders wahr. Mal friedlich, mal bedrohlich, offenbarend oder grausam. Das betrifft unsere subjektive Realität und auch „die Lösung, den Fluss, das Schicksal“, was da kommen mag.
Im normalen Fall ist eine Lösung da, aber du vermagst sie nicht in emotionalen Momenten zu sehen (dafür sind Emotionen auch nicht gedacht- die implizieren kurzfristiges und sofortiges Handeln, um instinktiv zu reagieren). Eine Lösung offenbart sich, wenn Rationalität wieder einkehrt. So läuft es immer- deine Worte, denen ich zustimme.
Aber: „beste“ und auch „schlechteste“ Lösungen bleiben solange verborgen, wie wir nicht vollumfassend ehrlich mit uns selbst sind. Ich glaube, dafür genügen Emotionen aufgrund des impulsiven Charakters nicht. Persönlichkeitsfacetten sind hierfür ausschlaggebend. Das Erwachen, das Licht des Leuchtturms nach innen richten, ist ein bewusster und langwieriger Prozess und es braucht neben Mut auch Stärke. Dazu gehören Fragen dich selbst betreffend, die du derzeit nicht einmal hören möchtest, geschweige denn darüber nachdenken oder gar beantworten. Wenn du Zweifel hegst, wohin dein Mut in Zukunft zielen sollte: genau auf diese Fragen, so hässlich sie sein mögen. Die Stärke dafür, wenn sie noch nicht aus dir selbst rührt, muss dann aus deinem Umfeld (Ort, Person) kommen- ansonsten könnte Konfrontation ein Trauma bewirken. Du hast so einen Moment schon erlebt oder standest sogar an der Schwelle zum Tod, ich erzähle dir also nichts neues.
Zurück zum Jetzt:
Du hast geschrieben, was du brauchst und dass du woanders hin musst. Und du wirst sicher einen temporären Ort abseits der Straße finden (Familie, Freunde, Bekannte.). Wenn du wieder ein halbwegs stabiles und sicheres Umfeld erreicht hast, würde ich dir wirklich mit Nachdruck :-) empfehlen, zu versuchen, dich ggf. mit professioneller Hilfe der Suche nach der „besten“ Lösung bewusst zu stellen.
Ich sage dir auch wieso und zeichne meine Dystopie:
Falls du die ehrliche Suche nach Antworten negierst, wirst Du deine Situation zukünftig immer mal wieder komplett in Frage stellen, mit all dem Stress und gesundheitlichen Auswirkungen, die dich schwächen. Egal wie weit wir reisen, uns selbst nehmen wir immer mit. Was folgt daraus: du wirst älter, die Zahl von Freunden/ Familie nimmt ab, die Optionen/Lösungen werden naturgemäß weniger. In der Not wirst du dich in Abhängigkeiten begeben müssen, die deiner Natur im schlimmsten Fall widersprechen. Und wenn es düster kommt, begegnest Du Menschen, die dich in deiner Situation schamlos ausnutzen oder gar böswillig sind. Du wärst dem Schicksal also wirklich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und all deiner unabhängigen Handlungsmöglichkeiten beraubt.
Und weil ich so nicht enden will, noch etwas hoffentlich aufmunterndes. Ich denke, es wird soweit nicht kommen. Weil du die Bildung, die Gabe und das Wesen hast, für deine Mitmenschen Dinge zum Guten zu wenden. Das kannst und wirst du auch bald für dich tun. Am Ende dieser Geschichte steht dann ein Leben nach deinen Vorstellungen, was auch erfüllt sein wird. Nach deinen Vorstellungen, was ein erfülltes Leben sein soll. Das wäre doch was, nicht wahr. :-)
Also nicht verzagen und zu lange warten, nur Mut und handeln, sobald möglich. Schließlich ist der Frühling auch Zeit des Aufbruchs.
Ganz liebe Grüße
Kirsten (Donnerstag, 07 April 2022 12:57)
Lieber Unbekannter,
nein, alles ist gut. Du hast dir viel Zeit beim Schreiben genommen, da werde ich deine Gedanken nicht einfach löschen bzw. nicht freischalten.
Wenn wir jetzt beieinander sitzen würden, würde ich dich ausreden lassen... Bis zum letzten Gedanken... ;-)... Dann würde ich aufstehen und meinen Spiegel holen. Er hat eine angenehme Größe, nicht zu groß und nicht zu klein. Ich würde dir den Spiegel in die Hand geben und dich bitten, all das nun nochmal zu deinem Spiegelbild zu sagen ;-).
Bitte nicht vergessen: Der Text ist am 29.03. entstanden. Und seitdem ist für mein Gefühl und in meiner Welt viel Zeit vergangen und viel ist passiert. Dinge wurden angeschoben, akzeptiert und ich freue mich, dass es demnächst in neuen vier Wänden für mich weitergeht. Jetzt gerade sitze ich hier, tippe, trinke wie üblich meinen ersten von zwei Kaffees und schaue gleich, was sich auf Instagram und Pinterest tut. Wie fast immer nach dem Aufstehen :-). Ich sitze also nicht verzweifelt hier oder plane aus lauter unreflektierter Wut irgendeine Grausamkeit ;-). Dein Text klingt ein bisschen so, als würdest du mir Unzurechnungsfähigkeit unterstellen. Aber da kann ich auch daneben liegen.
Fühlen ist nichts Verrücktes ;-). Und in intensiven Momenten müssen Gefühle, ihre Energien, irgendwohin. Das ist der Sinn von Gefühlen. Wir sollen unseren Bedürfnissen gemäß handeln. Da ich momentan aber nirgends so richtig hinkann, bleibt, neben dem Schreiben, nur der Konflikt (hinunterschlucken ist für mich keine Option mehr). Und am Montag sagte ich ihm, dass mich der ständige Streit anstrengt. Gleichwohl habe ich durch die vielen Konflikte seit letzten August aber auch wiederum viel gelernt. Aber ich freue mich natürlich, wenn ich die Phase hoffentlich bald hinter mir lassen kann ;-).
Zum Abschluss noch ein persönliches Wort an euch Beide (lieber Unbekannter, lieber Stephan) und ja, ich werde jetzt etwas muttihaft: In meiner Wahrnehmung gehen eure beiden Kommentare in eine ähnliche Richtung. Und ich unterstelle euch, dass es euch etwas schwerfällt, Gefühle sein zu lassen. Einfach da sein zu lassen. Den Menschen in seiner geschilderten Situation anzunehmen und dessen Gefühlen Raum zu lassen. Ohne Analyse, ohne Bewertung, ohne Lösungssuche. Ihr Herzen, eure Kommentare sind teilweise übergriffig und unterstellen mir subtil, mein Leben nicht im Griff zu haben (und lieber Unbekannter, ich habe natürlich auch nach dir schon längst gegooglet ;-)). Andere und ihre persönlichen Lebenssituationen ungefragt (!-das ist entscheidend) zu analysieren, ist nicht ok. Das lässt mich ahnen, dass eigene Abgrenzung, das Fühlen, die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung schmerzhafte, wenn nicht sogar ungesehene Themen sind.
Ich lasse euch mit meinen Texten in mich hineinsehen. Wie in einen See. Wenn ich Hilfe brauche, bitte ich um Hilfe :-). Ihr seht und reagiert also auf etwas, was euch IN EUCH SELBST berührt.
Aber nun gibt es erstmal den zweiten Kaffee :-)
Herzensgruß
Kirsten
Unbekannter (Dienstag, 12 April 2022 17:19)
Liebe Kirsten,
es freut mich, dass du aufgeräumt bist. Wenn du in dem Gefühlssturm eine reinigende Wirkung findest, sollte ich es selbst mal versuchen oder nochmal unter Emotionen nachlesen oder vielleicht auch selbst empfinden- ziemlich abwegiger Gedanke ;-)
Ich mag die Bilder, die du zeichnest. Dazu zählt die Szene mit dem Spiegel. Wobei ich mich mehr als Projektor sehe, der seine Realität ungefragt auf andere wirft. Wenn das zu grell war und du den Spiegel erst noch suchen musstest, um das störende Licht zurück zu werfen, tut es mir leid. Ich möchte aber nicht um Entschuldigung bitten, noch relativieren oder klarstellen, weil dann auch die Aufrichtigkeit der restlichen Worte bezweifelt würde. Es bleibt in der Welt.
Zurück zum Spiegeln:
Nach meiner Sicht spiegelst du dich in deinen Antworten und auch im Ausgangstext selbst (konkret in den Aussagen die deinen Mitbewohner betreffen). Ob das überhaupt so ist und falls ja, warum du das tun solltest, will ich mir nicht anmaßen zu vermuten. Damit kann ich phänomenal und ungefragt daneben liegen, denn ich bin ja nicht du.
Ich spiegele in meinen Kommentaren, wie du schon zutreffend meintest. Aber warum ich das mache und was mich beschäftigt, weißt du aus dem selben Grund genauso wenig- und drehst den Spieß um, was Lebensweisheiten angeht :-)
Zwei Projektoren strahlen sich an oder zwei Spiegel halten sich den Spiegel vor, aber was kommt zum Vorschein? Wir wissen es nicht.
Deswegen treffen wir Annahmen des gegenübers, versuchen wertfrei und offen zu formulieren,was wir denken. Mag nach Laune gelingen oder misslingen, weil wir doch beide nicht anmaßend sein wollen und ich denke, dass jedes Individuum einzigartig ist und sich nicht durch etwas Licht aus der Bahn werfen lässt.
Ich habe es aber selbst beim lesen deiner Antwort gemerkt, dass ich es nicht mag, ungefragt analysiert zu werden (da kommt die Retourkutsche, war aber auch bestellt). Das ist für mich ein Hinweis, dass du den Finger in die Wunde gelegt hast. Weil eine Abwehrreaktion für mich genau das impliziert. Vielleicht war eine Reaktion auch von mir provoziert, um darüber selbst Gewissheit zu erlangen. Ich war jedenfalls genervt und ertappt, ich hoffe du bist zufrieden :D Aber nach der Erkenntnis geht's mir auch besser.
Einerlei, wie verblieben wir? Also, was machen wir mit dem mal schmeichelnden oder schonungslos nervendem Licht, spiegeln wir weiter, ziehe ich meinen Stecker oder lassen wir uns hin und wieder bestrahlen- beim letzteren wissend, dass wir uns selbst trotzdem treu bleiben werden und hin und wieder vielleicht dunkle Flecken an uns erkennen, die wir in natürlicher Unvollkommenheit nicht sehen können oder möchten.
Da dies deine Welt ist, gelten deine Regeln. Brechen will ich sie nicht.
Beste Grüße!
Kirsten (Dienstag, 12 April 2022 20:25)
Alles ist ok, nachtragend zu sein, kostet nur unnütz viel Kraft :-).
Also ich für meinen Teil werde beim nächsten Gefühlssturm wieder schreiben ;-).
Herzlicher Gruß
Kirsten