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Von Dankbarkeit und Marmeladenbrötchen

Erdbeermarmeladenbrötchen, Tee und ich überlege gerade, ob ich nicht vielleicht noch eine Tasse Kaffee trinke. Neben mir sitzt Löwe Leo, mein Kuscheltier, den meine Schwester für mich gehäkelt hat. Und neben Leo steht meine Göttinnenkarte für Januar. Es ist die Göttin Brigit mit ihrer Botschaft: Steh konsequent zu dir selbst. Ich habe sie schon einige Male im Januar gebraucht. Also ich oute mich an dieser Stelle: Ja, ich ziehe Göttinnenkarten ;-). Das Kartenset von Doreen Virtue habe ich schon seit Juni 2019 und die Karten haben mich bereits durch viele schwierige Situationen begleitet.

 

Es ist friedlich gerade. Die Sonne scheint in alle Räume meiner Wohnung und ich überlege, was ich heute mache. Optionen gibt es viele, ich atme durch und schiebe die Gedanken wieder zur Seite.

 

Das klingt alles ziemlich banal? Ja, irgendwie schon :-). Doch für diese scheinbare Banalität bin ich gerade so dankbar. Ich bin dankbar, weil es mir gut geht und ich gesund bin. Ich bin dankbar, weil ich diesen Moment gerade als solchen wahrnehmen kann und mich nicht in Zwangsgedanken verstricke. Ich bin dankbar, weil ich endlich wieder ordentlich esse und trinke und schmecken kann, was ich zu mir nehme.

Wenn sich die Selbstsabotage-Polizei meldet

Dankbarkeit und Marmeladenbrötchen kleine Dinge erkennen

Früher hätte ich irgendwas gegessen und hätte wegen der Zwangsgedanken mal wieder Sodbrennen bekommen. Und mit „irgendwas gegessen“ meine ich Süßigkeiten, Kekse, Knäckebrot, was eben schnell geht. Verlangte mein Körper kurz darauf wieder nach Essen, hasste ich ihn. Zum Kochen konnte ich mich nicht motivieren; das war für mich lange mit übermächtigen Zwangsgedanken und Stress verbunden.

 

Nein, ich kann einfach gerade hier sitzen, mein simples Marmeladenbrötchen essen und schmecken und die Gedanken zur Seite schieben. Wenn mir doch wieder zu viel gleichzeitig durch den Kopf geht, atme ich ruhig durch und frage mich, worauf ich JETZT Lust habe. Noch einen Kaffee? Ok, warum nicht. Und so steht nun noch eine Tasse Kaffee neben mir.

 

Vor einiger Zeit hätten solche Gedanken sofort meine Selbstsabotage-Polizisten auf den Plan gerufen. „Wie kann ich mir nur einbilden, NOCH einen Kaffee zu trinken? Geht’s mir noch ganz gut?!“ Ja, was Selbstzerstörung angeht, war ich ein Profi. Und putzten mich die inneren Polizisten nicht herunter, dachte ich ans Geld. „Der Kaffee ist teuer!“ Flutartig hätten mich Ängste ergriffen und ich sah mich innerlich schon obdachlos. Also gönnte ich mir nichts Gutes. Wenn ich etwas in Perfektion konnte, dann mich selbst sabotieren.

Meine Anker: Meine Tagebücher und Sprachaufzeichnungen

Dankbarkeit und Marmeladenbrötchen Meine Tagebücher

In solchen Momenten schaue ich oft zu meinen Tagebüchern, die in einer kleinen Weinkiste neben meinem Sofa liegen. Es sind 6 Hefte. Im Februar 2020 beendete ich erstmal das Schreiben im Tagebuch. Ich hatte nach 1,5 Jahren keine Lust mehr. Doch dafür nahm ich in der Folgezeit viele Sprachmemos auf, das ging einfach schneller :-). Ich habe keine Ahnung, wie viele es sind. Wenn ich die 6 Hefte sehe und an die Sprachmemos denke, spüre ich jedes Mal ein Art angenehme Leere in meinem Bauch. Auch meine Schultern spüre ich dann sehr deutlich, als ob mir jemand die Hände darauflegt. Hier nun so entspannt sitzen zu können, ist das Ergebnis richtig harter Arbeit. Das symbolisieren mir meine Tagebücher und der Gedanke an die Sprachaufzeichnungen…

 

Weißt du, ich sehe aus dem Fenster, beobachte die Menschen, hänge meinen Gedanken nach, tippe diesen Text, OHNE von Flashbacks und diesen so extrem anstrengenden Zwangsgedanken gequält zu werden. Vielleicht kennst du das auch – dir geht so viel durch den Kopf und du denkst die ganze Zeit darüber nach, was du alles tun musst. Doch du tust dann gar nichts. Und du hasst dich vielleicht dafür. Du machst dir selbst Vorwürfe, weil du einfach nichts umsetzt. Und als wäre das nicht schon genug, beschimpfst du dich dann auch noch selbst: „Warum krieg ich Idiot das nicht endlich mal gebacken?“, „Mann, das ist doch nicht so schwer?!“, „Ich bin einfach zu gar nichts fähig.“ Und so dreht und dreht und dreht sich das Gedankenkarussell. Hochanstrengend. Das alles verbraucht so viel Energie und doch kommst du da nicht raus. Und egal, ob es staubsaugen, kochen, arbeiten, den Müll rausbringen, essen, trinken, lesen ist – Es ist einfach alles nur anstrengend.

 

Um das Ganze mit der Kirsche auf dem Sahnehäubchen zu verzieren, kommt dann noch die Angst. „Wo soll das alles hinführen?“, „Was ist das für ein Leben?“, „Hört das nie auf?“ usw. Ich kenne das SO GUT. So geht das den ganzen Tag. Kein Wunder, wenn dann schon das Aufstehen so schwerfällt.

 

Manchmal blättere ich durch meine Tagebücher und lese wieder einen der Einträge, in denen ich meine Ängste beschreibe. Sofort bin ich in der Situation wieder drin. Doch im Vergleich zu damals weiß ich ja heute, welchen Weg ich seitdem zurückgelegt habe. Und ja, dann bin ich richtig stolz auf mich :-). Und dankbar.

Ich fühle mich ausgeglichen, obwohl die See im Moment stürmisch ist

Dankbarkeit und Marmeladenbrötchen Ich gehe meinen Weg

Ich staune in letzter Zeit oft über meine Ruhe und Gelassenheit. Denn meine äußere Situation ist im Moment eigentlich alles andere als entspannt. Corona beschäftigt uns alle, eine laute Familie hier im Haus zerrt an meinen Nerven und nach Krankengeld und Arbeitslosengeld 1 erhalte ich nun seit Januar Hartz 4. Dabei war das Thema Geld für mich sehr lange ein großes Angstthema. Aber Aufarbeitung und Heilung brauchen eben Zeit ;-).

 

Ein Teil meines Umfelds ist mit mir momentan überfordert. Sie verstehen meine Ruhe nicht und besonders das Stichwort „Hartz 4“ löst in vielen diffuses Unbehagen aus (so war das bei mir früher auch). Doch auch in solchen Situationen denke ich an meine Tagebücher. Manch eine mir nahestehende Person versucht mir sogar Schuldgefühle einzureden: „Aber irgendwann musst du auch mal wieder arbeiten.“ und „Irgendwann muss bei dir auch mal wieder etwas vorwärtsgehen.“ Solche Sätze sind mit dem unterschwelligen Vorwurf des empfundenen Diebstahls verbunden. Welcher Weg hinter mir liegt, aus welchem Loch ich mich gekämpft habe, was mich WIRKLICH auszeichnet – es zählt nicht. Wichtig sind einzig und allein: Arbeit und Inszenierung. Das will natürlich niemand zugeben. Also wird alles unter den Deckmantel der „Sicherheit“ gesteckt. „Es soll dir doch gut gehen.“ Aha. Kennst du diesen Satz?

 

Natürlich liegt mir dann manchmal ein dummer Spruch auf der Zunge. Doch in genau solchen Momenten macht sich die intensive Vergebungsarbeit bezahlt. Ich weiß, dass ich nie Zuversicht und aufmunternde Unterstützung für MEINEN Weg erhalten werde. Das ist bitter und schmerzvoll. Gleichzeitig habe ich akzeptiert, dass es schlichtweg so ist. Und ja, ich habe diesbezüglich viel Wut und Hass entladen.

 

Und so gehe ich meinen Weg einfach weiter. Von den Bewertungen, Ansichten, Meinungen, unterschwelligen oder direkten Vorwürfen meines Umfelds werde ich zunehmend unabhängiger. Das ist für mich von unschätzbarem Wert.

 

Solche Gedanken gehen mir oft durch den Kopf, wenn ich das Treiben auf der Straße beobachte. Das sind schöne Gedanken, sie rauben mir keine Kraft. Auch dafür bin ich sehr dankbar.

 

Nun ist das Marmeladenbrötchen längst aufgegessen und Leo schaut mich an, als würde er mich fragen: „So Kirsten, und nun?“ :-). Eine schöne Frage, die ich mir endlich gelassen stellen kann.

 

Bis bald wieder.

 

Deine Kirsten

Bildquelle Vorschaubild und Artikelbilder:

Julitsc

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