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Der Tod des braven Mädchens

Ich hatte lieb und nett zu sein, 

So meinten alle: „Das ist fein! 

Den Haushalt halte immer rein! 

Bleib‘ unauffällig, bleibe klein! 

Wahre stets den höflichen Schein! 

Vergiss geschwind das Wörtchen Nein, 

Sonst bleibst du ohne Mann, allein! 

Das ist kein lebenswertes Sein!“ 

 

Ich wäre beinah‘ dran verreckt, 

Hätt‘ nie entdeckt, was in mir steckt. 

Es reichte nie, war nie perfekt, 

War nie genug und nie korrekt. 

Stattdessen war ich angeeckt; 

Verachtung traf mich unbedeckt. 

Ich hab‘ mich tief in mir versteckt, 

Hielt mich selbst für ein Hassobjekt. 

 

Doch diese unscheinbare Frau 

Ist so beherzt und wirklich schlau. 

Sie ließ zu den Totalumbau 

Und lockerte den inn’ren Stau. 

Sie überwand das Tarnungsgrau, 

Erstrahlte wie ein schöner Pfau. 

Schau sie an, diese schöne Frau, 

Nur zu, denk‘ immer wieder: Wow! 

 

Und nun merk‘ ich, ich bin bereit. 

Alles funkt mir: Es ist soweit. 

Die brave Maid, dem Tod geweiht: 

Vorbei ist endlich ihre Zeit! 

Ich **** sie, mir tut’s nicht leid.

Der Akt muss sein, so ist’s gescheit. 

Ein Hieb, ein Stich, wir sind entzweit! 

Ich fühl‘ mich leicht, zutiefst befreit.

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